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Gedenken an die Opfer der Pogrome

Am 27. Januar um 18 Uhr gedachten zirka 35 Bürger in Zossen an die Opfer der Pogrome auf dem Marktplatz an den Stolpersteinen der Familie Falk. 
Nach der Begrüßung der Teilnehmer der Gedenkveranstaltung durch die Bürgermeisterin Şahin-Schwarzweller ergriff auch Pfarrer Guth das Wort und las ein Gedicht aus dem Vowort zu Elie Wiesels autobiographischem Werk „Die Nacht“ vor:

„Niemals werde ich diese Nacht vergessen, die erste Nacht im Lager, die aus meinem Leben einen siebenmal verriegelte lange Nacht gemacht hat.
Nie werde ich den Rauch vergessen.
Nie werde ich die kleinen Gesichter der Kinder vergessen, deren Körper vor meinen Augen als Spiralen zum blauen Himmel aufsteigen.
Nie werde ich die Flammen vergessen, die meinen Glauben für immer verzehrten.
Nie werde ich das nächtliche Schweigen vergessen, das mich in alle Ewigkeit um die Lust am Leben gebracht hat.
Nie werde ich die Augenblicke vergessen, die meinen Gott und meine Seele mordeten, die meine Träume, die das Antlitz der Wüste annahmen.
Nie werde ich das vergessen, und wenn ich dazu verurteilt wäre, so lange wie Gott zu leben. Nie.“

Gemäß eines uralten Brauchs wurden auf den Stolpersteinen von vielen Bürgern Kieselsteine abgelegt.  Der Brauch, so erklärte Wiebke Şahin-Schwarzweller, stamme aus der Zeit, in der Juden durch die Wüste zogen. Dort habe es keine Blumen und auch keine schönen Grabsteine gegeben. Wenn jemand gestorben war, brachten die Angehörigen zur Bestattung kleine Steine mit und schichteten sie auf dem Grab auf. So konnten Besucher später das Grab finden. Nun seien Stolpersteine zwar keine Grabstätten, wohl aber öffentliche Orte der Erinnerung an die Toten. Und es ist wichtig, sich an den Holocaust zu erinnern und auch künftige Generationen zur Wachsamkeit zu ermahnen. Eine freiheitliche, offene Gesellschaft ist leider keine Selbstverständlichkeit. Das zeigten rassistische Taten jüngster Vergangenheit (Axt-Mann) und der Ukrainekrieg. Wo Hass um sich greift, ist niemand sicher.“

Bevor sich einige Teilnehmer der Gedenkveranstaltung zu den Stolpersteinen in der Berliner Straße 11  und Stubenrauchstraße 4 begaben, um dort ebenfalls Blumen und Steine niederzulegen, verabschiedete die Bürgermeisterin ein paar ältere Menschen mit der Bitte: „Lassen Sie uns gemeinsam alles tun, damit  kein Mensch jemals wieder vor Antisemitismus und Rassismus Angst haben muss – nicht in Zossen, nicht in Deutschland!“

Hintergrund: 
Der Holocaust-Tag am 27. Januar wurde im Jahr 1996 vom damaligen, Bundespräsidenten Roman Herzog als Gedenktag eingeführt. Vor 78 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau. Der 27. Januar ist ein Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.
Im Talmud steht: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ In diesem Sinne hat der Künstler Gunter Demnig die Verlegung von sogenannten Stolpersteinen initiiert – als sichtbare Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus – sieben davon auch in Zossen. Inzwischen liegen 90.000 Stolpersteine  in 26 Ländern Europas.

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