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Emotionales Stelldichein der Radsportgrößen von einst

Mitglieder des Rad-Clubs Berlin-Brandenburg trafen sich am Mittwoch, dem 9. September 2020, zu ihrer Jahresversammlung im Hotel-Restaurant „Weißer Schwan“ in Zossen. In dem einstigen Bundes-Lokal des Deutschen Radfahrer-Bundes (um 1900) wurde vor zwei Jahren ihr Rad-Club gegründet, dem zahlreiche namhafte Radsportler aus Berlin und Brandenburg angehören. Im Mittelpunkt der Zusammenkunft stand die besondere Ehrung früherer Medaillengewinner. So gewann  Rainer Müller mit seinem inzwischen verstorbenen Partner Jürgen Barth vor nunmehr 50 Jahren in Leicester den Weltmeistertitel im Tandemfahren.
Vorstandsmitglied Werner Ruttkus erinnerte in seiner Laudatio daran, dass sich Müller damals nach guten Ergebnissen auf der Straße dem Bahnradsport zugewandt hatte, auf einem kleinen Rad als Sprinter und auf der großen Maschine dem Tandemrennen. Gemeinsam mit seinem Freund Jürgen Barth gewann er schließlich die bundesdeutschen Meisterschaften und qualifizierte sich für die Welttitelkämpfe. „Damit“, so Werner Ruttkus, „begann ein Radsport-Krimi zwischen den Berlinern aus Ost und West. Denn die DDR-Tandem-Fahrer Werner Otto und Jürgen Geschke fuhren in Brünn 1969 und in Varese 1971 als Erste über die Ziellinie, Jürgen Barth und Rainer Müller behielten dagegen 1970 in Leicester die Oberhand. Das ist inzwischen ein halbes Jahrhundert her, der Jubel für die Berliner Tandem-Asse sei verflogen, ja selbst das Tandemfahren sei in Vergessenheit geraten, weil diese beliebte Radsport-Disziplin am grünen Tisch der UCI (die Union Cycliste Internationale ist der Dachverband nationaler Radsport-Verbände mit Sitz in der  Schweiz) gestrichen wurde, so  Werner Ruttkus. Wie er betonte, sind aus den einstigen Rivalen, die für zwei Systeme antraten, längst gute Kumpels geworden, die noch immer für ihren Sport fiebern, was Rainer Müller - der „Pfeil aus Charlottenburg“, wie er genannt wurde - bestätigte. Unvergessen bleibe auch sein Partner Jürgen Barth, mit dem er vor 50 Jahren seinen größten Erfolg errungen habe.

Sogar schon sechs Jahrzehnte ist es inzwischen her, dass die Berliner Bahnfahrer Siegfried Köhler, Peter Gröning, Manfred Klieme und Bernd Barleben bei den Olympischen Sommerspielen in Rom die Silbermedaille im Vierer-Mannschaftsfahren eroberten. „Es war in dieser Disziplin die erste Medaille, der in Ost und West sowie nach der Einheit noch viele Weltmeistertitel folgen  sollten“, so Werner Ruttkus in seiner Laudatio. Weltmeisterschaften, so das Vorstandsmitglied des Rad-Clubs Berlin-Brandenburg, standen erst ab 1962 auf dem Programm des Radsport-Weltverbandes. Zu dieser Zeit sei aber an ein Eingreifen in den Medaillenkampf nicht zu denken, auch wegen des damaligen Einreiseverbots für DDR-Sportler nach Italien, Belgien und Frankreich, wie Ruttkus sagte. Die im Estadio Olympico erkämpfte Medaille war der Anfang einer großen Ära deutscher Erfolge im Vierer-Mannschaftsfahren. Erfolgstrainer wie Gustav Kilian auf der westdeutschen Seite und Dieter Hermann in der DDR wetteiferten mit ihren Schützlingen in der Paradedisziplin des Bahnradsports Jahr für Jahr um die Krone. Ab 1990 vereint, konnten die Akteure um Guido Fulst und Robert Bartko die deutsche Serie der Erfolge fortsetzen. 

Horst Zeidler, Vorsitzender des Rad-Clubs Berlin-Brandenburg, hatte in seiner Begrüßung auf die besonderen Umstände der Veranstaltung in Zossen hingewiesen.  Ursprünglich  habe man 2020 das Versprechen einlösen wollen und sich mit einem Radrennen im Zentrum der Stadt an der 700-Jahr-Feier beteiligen wollen. „Aus finanziellen Gründen und nun auch durch Corona wurde aus diesem Vorhaben nichts“, sagte Zeidler. Deshalb nun sein Vorschlag - falls es die Lage erlaube - anlässlich  „125 Jahre rund um Berlin“ in Zossen, wo der Radklassiker einst gestartet wurde, wieder ein Treffen wie schon 2019 durchzuführen.

Zusammen mit dem zweimaligen Radsportweltmeister und Friedensfahrtgewinner  Gustav-Adolf „Täve“ Schur war im Vorjahr  am  sanierten Kilometerstein 1 des Radsportklassikers „Rund um Berlin“ eine Tafel, die an die Geschichte des ältesten deutschen Straßenradrennens erinnert, eingeweiht worden. Ende August vor 123 Jahren war Zossen Start- und Zielort für das Traditionsrennen, das nur fünf Jahre jünger ist als Bordeaux - Paris, das als ältestes regelmäßig ausgetragene Straßenradrennen der Welt überhaupt gilt. Zossen war nicht nur zweimal Startort des Rennens, sondern über viele Jahrzehnte traditioneller Durchfahrtsort  für den Radklassiker. Neben „Täve“ Schur waren auch weitere Größen des Radsports vergangener Zeiten nach Zossen gekommen, um an 123 Jahre „Rund um Berlin“ und 40 Jahre „Rund in Berlin“ zu erinnern.  Darunter  Olympiasieger, Weltmeister, Friedensfahrtsieger und Deutsche Meister.

Verbunden mit einer Radtour „Rund um Zossen“  plant der Rad-Club Berlin-Brandenburg, am 29. August  2021 sein Radsport-Treffen in Zossen durchzuführen. Die Radsportvereine RC Charlottenburg und SV Zehlendorfer Eichhörnchen Berlin haben bereits ihre Teilnahme zugesagt.  „Wir würden uns natürlich freuen, wenn die Stadt Zossen diese Veranstaltung wieder  unterstützt“, sagt Horst Zeidler.

Pressemitteilung vom 9. September 2020, 16.15 Uhr

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