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Abschied mit Wehmut - Privates Radio- und Fernsehmuseum bleibt geschlossen

Fast fünf Jahre lebte der Dabendorfer Uwe Hoffmann seinen lange gehegten Traum vom eigenen Technikmuseum. Geschätzt mehr als 300 Besucher kamen seit 2014 jährlich - Eintritt frei - in sein privates Radio- und Fernsehreich in der Nähe des Dabendorfer Bahnhofs. Die Jüngeren, um staunend zu erfahren, dass einst zur Jugendweihe  das begehrte Stern Radio mit Kassettenteil als beliebtes Geschenk angesagt war. Stolz wie Bolle waren aber diejenigen, die früher für stattliche 4900 Mark ihren ersten Farbfernseher  vom Typ Colormat 4506 aus dem VEB Fernsehgerätewerk  Staßfurt abholen konnten. Die schon Älteren konnten sich selbst noch an die technischen Neuheiten der damaligen Zeit erinnern, zum Beispiel  an den „Juwel 2“, ein Radio aus Rochlitz, das von 1958 bis 1960 gebaut worden ist. Mit ihm konnte man Sender auf Lang- und Mittelwelle, zwei Kurzwellen  und UKW empfangen und hören. „Das Gerät war damals für 680 Mark  zu haben“, sagt der gelernte Rundfunk- und Fernsehmechaniker. Diese und andere der zahlreichen Geschichten, die Hoffmann zu erzählen hat, kamen bei den Besuchern immer gut an. So erinnert er sich an eine rund 30-köpfige Reisegruppe aus Leipzig, die eigentlich auf dem Weg zu einer Dampferfahrt nach Berlin  unterwegs war. „Ich bekam einen Anruf, ob ich denn am Sonnabend um 14 Uhr das Museum für einen Zwischenstopp aufmachen könne, man habe durch die Werbung der Stadt Zossen davon erfahren und sei neugierig geworden“,  erinnert sich Uwe Hoffmann. Gesagt, getan. Fast hätte die Gruppe die Dampferfahrt verpasst, so vertieft sei man in die Gespräche und Erinnerungen gewesen.  „Ein andermal“, so blickt der Fachmann lächelnd zurück, „habe ich aus Versehen fast einen Besucher eingeschlossen.“ Dieser hatte sich ungestört das kleine Museum im hinteren Teil des Geschäfts  angeschaut, während Hoffman vorn seine Kundschaft bediente und dann Feierabend machen wollte.  

Im Dezember wird Uwe Hoffmann nun 65. In diesen Wochen und Monaten bereitet er sich auf seinen wohlverdienten Ruhestand vor. Zum 1. August wird er, der rund 25 Jahre als Selbstständiger gearbeitet hat, sein kleines Elektronik-Fachgeschäft mit integrierter Postfiliale schließen und damit leider auch das Radio- und Fernsehmuseum.  Von zahlreichen Exponaten hat sich der künftige Rentner bereits  getrennt. Zum Teil schweren Herzens, wie er sagt. Manche Stücke leben aber auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen  oder anderenorts in technisch ausgerichteten Ausstellungen weiter. Andere wiederum sind bei Sammlern begehrt, nicht zuletzt als Dekostücke. Retro ist in. Wer noch Bedarf hat, sollte sich beeilen, ein paar Museumsstücke sind noch zu haben. Nicht jedoch ein aus DDR-Produktion stammender Fernseher, der das Herzstück des Museums bildete. Uwe Hoffmann erinnert sich noch heute, wie er das gute alte Stück vom Typ Rembrandt  FE 852 vor zig Jahren auf dem Dachboden einer Kundin entdeckt hat. „Der war zum Verschrotten eigentlich viel zu schade“, sagt Uwe Hoffmann. Damals kam ihm die Idee, irgendwann irgendwo solche alten Geräte auszustellen. Der Rembrandt-Fernseher ist ihm besonders ans Herz gewachsen, vor allem, weil dieser wie er selbst im Jahr 1954 „auf die Welt gekommen“ ist. Für den geschichtsträchtigen  TV-Apparat, ein Stern Radio sowie ein weiteres Stück - alle Baujahr 1954 - wird Uwe Hoffmann in seinem Zuhause ein würdiges Plätzchen finden. Ohnehin wird er es künftig etwas ruhiger angehen lassen. Nach einem „Schuss vor den Bug“ stehe die Gesundheit für ihn inzwischen auf Platz 1 der Prioritätenliste. Was nicht bedeutet, dass er seine alten Kunden im Stich und die  Finger völlig von  der Technik lässt.

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