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Chronik OT Zossen

Aus der Chronik

+++  Das Gebiet um Zossen war bereits zur Bronzezeit besiedelt. Zossen ist wie sehr viele Ortschaften in Brandenburg ursprünglich eine slawische Gründung. Der Name Zossen leitet sich vermutlich von der slawischen Bezeichnung für die Kiefer ab (sosny); hierauf bezieht sich auch das Stadtwappen. Urkundlich wird der Ort erstmals 1320 erwähnt als Sossen, Suzozne, Zozne. Die im Nordwesten der Stadt liegende frühdeutsche Burg hatte als Vorgänger offensichtlich einen slawischen Burgwall in typischer Talinsellage am Notte-Übergang.

+++  Zossen war im Mittelalter Hauptort einer kleinen Adelsherrschaft (Herrschaft Zossen), die 1490 vom brandenburgischen Markgrafen Johann Cicero erworben und in ein Amt umgewandelt wurde. 1546 verlieh Kurfürst Joachim II. dem Ort weitreichende Gerechtigkeiten und Privilegien.

+++  Nach der Kommunalreform in Preußen von 1808 und der damit einhergehenden Bildung von Gemeinden wurden 1809/1810 die Wohnplätze Kietz und Weinberge zu Zossen eingemeindet.

+++  1875 erhielt Zossen Anschluss an die Berlin-Dresdner Eisenbahn, ebenso lag es an der parallel zu deren Strecke geführten Militär-Eisenbahn. Auf der letzteren wurden durch die 1899 gegründete Studiengesellschaft für Elektrische Schnellbahnen (St.E.S.) zwischen Zossen und Berlin-Marienfelde von 1901 bis 1904 Schnellfahrversuche mit elektrischen Lokomotiven und Triebwagen durchgeführt.

+++  Seit 1910 entstand zwischen Zossen und Wünsdorf ein großes Militärgebiet. Im Ersten Weltkrieg waren hier im so genannten „Halbmondlager“ muslimische Kriegsgefangene untergebracht, die bei der russischen, britischen und französischen Armee gekämpft hatten. Für sie wurde sogar eine Moschee aus Holz errichtet.

+++  Mit der Verwaltungsreform in der DDR im Jahr 1952 wurde Zossen Kreisstadt des neu gebildeten Kreises Zossen, nachdem es seit 1818 zum Landkreis Teltow gehört hatte. 1994 wurde der Kreis Zossen aufgelöst, seither gehört die Stadt zum Landkreis Teltow-Fläming. Dabendorf wurde am 1. Januar 1974 eingemeindet. Am 26. Oktober 2003 vergrößerte sich die Stadt Zossen nach dem Gemeindegebietsreformgesetz vom 24. März 2003 um die Gemeinden Glienick, Kallinchen, Nächst Neuendorf, Nunsdorf, Schöneiche und Wünsdorf.

+++  Heute besteht die Stadt Zossen aus zehn Ortsteilen und sechs bewohnten Gemeindeteilen.

Eine fast 700-Jährige in modernem Gewand

Nur mal angenommen, der „falsche“ Waldemar, Johann Cicero, Friedrich von Torgow, die Herren von Ihleburg, Georg von Stein, Kurfürst Joachim II. und wie die einstigen Herrschaften von Zossen sonst noch hießen,  könnten 2020 eine Einladung zu den Feierlichkeiten anlässlich des 700. Jahrestages der urkundlichen Ersterwähnung Zossens annehmen, sie würden sich wohl verwundert die Augen reiben, was aus jenem Ort geworden ist, um den zu ihren Lebzeiten immer wieder heftig geschachert und gekämpft worden ist. Ein Ort, der sogar verpfändet wurde und schließlich einst für 16 000 Gulden verkauft worden ist und so zu einem kurfürstlichen Amt wurde. Staunend und ehrfürchtig würden sie sicher vor der Dreifaltigkeitskirche im Herzen der Stadt stehen. Die mittelalterliche St. Catharinenkirche  war  1641 den Flammen zum Opfer gefallen. Die anschließend gebaute Fachwerkkirche aus Holz musste später wegen Baufälligkeit abgerissen werden, ehe 1735 das neue Gotteshaus als Dreifaltigkeitskirche geweiht wurde.

 

Erstaunt würden die Herrschaften zur Kenntnis nehmen, dass „ihr“ Zossen sogar mal Kreisstadt war, inzwischen allerdings eine amtsfreie Gemeinde mit zehn Orts- und sechs bewohnten Gemeindeteilen geworden ist, nunmehr rund 20 000 Einwohner hat und als sogenanntes Mittelzentrum  mit einer gut entwickelten Infrastruktur  und besten Verkehrsanbindungen eine bedeutende  Rolle in der Region spielt.  Bekanntlich war es ja Kurfürst Joachim II., der dem damaligen Zossen 1546 bereits bestehende Stadtrechte bestätigt und diese sogar noch erweitert hatte.  Viel Sehenswertes könnten die heute für die Stadtentwicklung Verantwortlichen  den einstigen Herren zeigen: den hübschen Marktplatz im Zentrum der Stadt und seine benachbarten Einkaufsstraßen im Sanierungsgebiet, den Stadtpark mit seiner Brücke über den Nottekanal, dem neuen Wasserspiel, den in der Sanierung befindlichen Rosengarten und nicht zu vergessen die historische Burgruine. War  das  Areal vor den denkmalgeschützten  Kalkschachtöfen vor zehn Jahren noch eine einzige Brache, so findet man dort heute mit der Kita „Am Oertelufer“ nicht nur eine attraktive Kindertagesstätte mit einem tollen Spielplatz, sondern auch ein modernes Jugendzentrum, eine Skateanlage und einen Bolzplatz. Gleiches gilt für ein ehemaliges Industriegelände an der Stubenrauchstraße. Dort hat sich mit Kaufland und diversen anderen Fachgeschäften  ein großes Einkaufszentrum  etabliert. Auch der Bauboom hat um Zossen keinen Bogen gemacht. Unter anderem An den Pferdekoppeln, Am Zillebogen und Am Scheunenviertel haben zahlreiche Familien nach dem Bau ihrer Einfamilienhäuser ein neues Zuhause gefunden. Weitere Bebauungspläne sind schon beschlossen und zum Teil in der Umsetzung. So sollen auf dem Gelände des ehemaligen Einkaufszentrums  in den kommenden Jahren rund 170 neue Wohnungen entstehen. Und da die Einwohnerzahl Zossens weiter steigt, wächst auch der Bedarf an Kita- und Schulplätzen. So soll die Kita „Bummi“ nicht nur saniert, sondern auch erweitert werden. Der Hort „Am Wasserturm“ wird  in absehbarer Zeit umziehen, so dass in der Goetheschule mehr Platz sein wird.

Natürlich dürfte bei einem Stadtrundgang mit den Persönlichkeiten der Zossener Geschichte ein Abstecher im Haus Kirchplatz 7 nicht fehlen, in dem sich unter anderem das 2002 eröffnete Schulmuseum befindet. Bis 2015 befand es sich in der obersten Etage eines schönen Fachwerkhauses, das im Jahr 1746 als Predigerhaus errichtet und viele Jahre auch als Schule genutzt worden ist. In der Dauerausstellung „Schule im Wandel der Zeit“ können ältere Besucher nahezu alles entdecken, was sie an ihre eigene Schulzeit erinnert – von der Schiefertafel über den Ranzen  bis zum Federkiel – und die jüngsten Gäste stehen staunend vor alten Holzbänken, Kreidetafel und Tintenfass. In etlichen Vitrinen, die aus alten Klassenzimmern stammen, legen zig Exponate wie Fibeln, Lesebücher, Schreibgeräte, aber auch technische Utensilien aus der Schulzeit im 20. Jahrhundert Zeugnis vom Schulalltag über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren ab. 

Interessieren dürften sich die historischen Herrschaften wohl auch dafür, wie sich das Wappen der Stadt im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat.  Da sich der  Zossen vermutlich von der slawischen Bezeichnung für die Kiefer (sosny) ableitet,  prägt dieser Baum noch heute das  Stadtwappen.  Und auch die vom gleichnamigen Heimatverein betriebene Museums- und Begegnungsstätte „Alter Krug“ in Zossen wäre für die Vorfahren sicher einen Besuch wert, denn sie ist ein in seiner Art einmaliges Baudenkmal märkischer Heimatgeschichte. In dem mit Rohr gedeckten und zu den ältesten Bürgerhäusern  in der früheren Kolonie Weinberge zählenden  Gebäude wird neben ständig wechselnden  thematischen Ausstellungen der damaligen Stand der handwerklichen und technischen Entwicklung gezeigt. Stolz ist der Heimatverein im Museum „Alter Krug“ -  so hieß die bis 1890 in dem Haus betriebene Schankwirtschaft - eine der schönsten sogenannten schwarzen Küchen im Land Brandenburg zu haben. In dieser Rauchküche ohne Fenster wurde einst auf offenem Feuer gekocht. Wände und Decke wurden durch Ruß und Teer aus dem Rauch geschwärzt. 2019/20 wird der „Alte Krug“ umfangreich saniert  und bleibt in dieser Zeit geschlossen.

Waren die von Ihleburgs und die von Steins einst noch mit Pferd und Kutsche unterwegs, würden sie heute sicher staunen, dass es in Zossen einen modernen Bahnhof  gibt, an dem Regionalzüge in beide Richtungen fahren und man in 40 Minuten sogar  auf Schienen in der Hauptstadt sein kann. Ganz zu schweigen von den vielen Autos, die auf den Straßen fahren. Auch Begriffe wie Jobcenter, Gewerbegebiet und  Feuerwehr sind freilich für die historischen Herren Fremdwörter. Zwar war  Zossen unter anderem im 16. und 17. Jahrhundert von verheerenden Feuerbrünsten betroffen, doch wurde eine  Freiwillige Feuerwehr erst 1884 gegründet. Im Juni 2019 wurde mit einem Fire-Tag das 135-jährige Bestehen der Wehr gefeiert.

Natürlich wird die Stadt Zossen die genannten Herrschaften aus früheren Jahrhunderten 2020 nicht persönlich zur 700-Jahr-Feier begrüßen können. Wohl werden sie aber in diesem Zusammenhang sicher immer wieder Erwähnung finden. Denn wie heißt es bekanntlich so treffend: Zukunft braucht Herkunft. Und engagierte Menschen zum Mitgestalten. Beides kann Zossen in die Waagschale werfen.

Aus der Chronik

+++ Dabendorf wird 1492 als „Daberndorff“ erstmals urkundlich genannt.

+++ Die Dorfform war ursprünglich ein Runddorf oder Sackgassendorf. Nördlich des Dorfes existiert eine Flur „Die Wuckrow“. Auch dieser Name könnte ein Hinweis auf eine ältere slawische Siedlung sein.

+++ Die Gemarkung umfasste 10 Hufen, die von neun Bauern bewirtschaftet wurden, der Lehnschulze bewirtschaftete zwei Hufen, die übrigen Bauern je eine Hufe. Die Hufen maßen etwa 9 Hektar. 1583 waren außerdem zwei Kossäten ansässig, eine Kossätenstelle war erst 1576 neu eingerichtet worden.

+++ Aus dem Jahr 1655 ist bekannt, dass der Ort Fischereirechte besaß, vermutlich im nahegelegenen Pfählingsee. 1745 wird erstmals ein Krug erwähnt, außerdem ein Forsthaus außerhalb des Dorfes. Das Schulzengut mit zwei Hufen war im Besitz des Geheimen Justizrates v. Rodenberg. 1755 war das Schulzengut in den Besitz der Gräfin v. Posadowski übergegangen, die auch im Dorf wohnte. Der Nachtwächter war zugleich auch Schulmeister im Dorf. 1801 wurden 17 Feuerstellen im Dorf gezählt. Für 1840 werden 19 Wohnhäuser angegeben.

+++ Östlich des Dorfes war an der neuen „Chaussee“ von Berlin nach Zossen, die heutige B 96, einChausseehaus entstanden, in dem ein Chausseewärter wohnte, der das Chausseegeld erhob.

+++ Vor allem der Bau des Bahnhofs 1899 beschleunigte die Entwicklung Dabendorfs.

+++ Im Zuge der Bodenreform nach 1945 wurden 63 Hektar enteignet und aufgeteilt. 1960 wurde eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) gegründet, die 1961 mit 13 Mitgliedern 71 Hektar Nutzfläche bewirtschaftete.

+++ Zum 1. Januar 1974 wurde Dabendorf nach Zossen eingemeindet und erhielt den Status eines Ortsteils. Im Zuge der Gemeindereform von 2003 verlor Dabendorf seinen Ortsteilstatus und ist heute „nur“ noch Gemeindeteil des Ortsteils Zossen innerhalb der Stadt Zossen.

+++ Eng verbunden mit dem Namen Dabendorf ist auch die Geschichte der Rundfunk- und Fernmelde-Technik.  Im Jahr 1939 verlegte die Lorenz AG einige Betriebsbereiche nach Dabendorf. 1945 wurde der Betrieb enteignet und in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt. 1956 hatte der VEB Funkwerk Dabendorf 583 Beschäftigte. Er wurde später  an den VEB Funkwerk Köpenick als Betriebsteil Dabendorf angegliedert. Nach der Wende wurde der Betrieb schließlich wieder privatisiert. Ab 1990 lag der Schwerpunkt auf der Frequenzaufbereitung für die Marke Bosch. 2012 erfolgte die Übernahme durch Novero als multinationales Unternehmen. Diese Firma wurde 2016 von Laird erworben und 2019 an Molex weitergegeben.

Sport frei und Dabendorf Helau

Dabendorf.  Über die Namensherkunft des 1492 erstmals urkundlich als „Daberndorff“ erwähnten  Ortes stritten die Gelehrten immer wieder. Die einen führten den Namen auf die Koseform des slawischen Personennamen Dobrogost oder des deutschen Dagobert zurück, andere favorisierten die mundartliche Form des Ortsnamens - sie lautet Dondorp. Aber auch die Deutung, wonach Dabendorf als Eichendorf zu interpretieren ist, ausgehend vom slawischen Namen für Eiche (damb oder dumb), ist nicht von der Hand zu weisen. Eins allerdings ist sicher: Dabendorf gehörte damals zur Herrschaft Zossen, die nur kurz zuvor von Georg v. Stein an den brandenburgischen Kurfürsten Johann Cicero verkauft worden war.

Gestritten wurde und wird auch heute noch in Dabendorf, das bis 1974 eine selbstständige Gemeinde war, bevor es zunächst als Ortsteil nach Zossen eingemeindet wurde. Seit 2003 ist Dabendorf  lediglich noch ein Gemeindeteil des Ortsteils Zossen. Die Streitigkeiten drehen sich längst nicht mehr um die Herkunft des Namens, sondern eher um  aktuelle Themen wie geplante Nordumfahrung und Verlegung der Bahnsteige des Bahnhofs im Zuge des Ausbaus der Dresdner Bahn. Bahnübergänge wird es nicht mehr geben, da das auf Schnellfahrstrecken wie der neuen Dresdner Bahn nicht vorgesehen ist. Auch um den Bau eines Sportforums  war heftig gerungen worden, ehe im Mai 2014 die Leichtathletikanlagen und der zweite Kunstrasenplatz an die Schulen und Vereine übergeben werden konnten.  Fast gegenüber entsteht - ebenfalls nach langwierigen Querelen um Kosten und Finanzierung - eine der modernsten Schulen Brandenburgs. Nachdem im Mai 2019 der Grundstein für die neue Gesamtschule gelegt wurde, soll nun im Oktober Richtfest für das rund 45 Millionen Euro teure Bildungsprojekt gefeiert werden. Es wird rund 1000 Schülern beste Lernmöglichkeiten bieten. Ohnehin  ist Dabendorf  mit seiner Kita „Pfiffikus“ und der angeschlossenen Kita „Villa“, mit seiner Grundschule  und der Geschwister-Scholl-Gesamtschule schon jetzt ein wichtiger Bildungsstandort in der Stadt Zossen. Mit seinen zwei Sporthallen und den dazugehörigen Sportplätzen gibt es inzwischen auch gute Bedingungen für den Schul- und Vereinssport und es heißt regelmäßig „Sport frei“. Der in Dabendorf  ansässige MSV Zossen 07 feierte 2017 sein zehnjähriges Bestehen. Im März 2007 hatten sich die Vereine Blau-Weiß Zossen und Rot-Weiß Dabendorf zum MSV 07 zusammengeschlossen. Als traditionell ist nicht zuletzt der alljährliche, vom MSV organisierte  Dabendorfer Herbstlauf zu bezeichnen, der am 21. September  2019 zum 28. Mal stattfand.

Nicht zu vergessen der Dabendorfer Karnevalclub (DKC), der sich bei den Närrinnen und Narren über Stadtgrenzen hinweg mit einem kräftigen „Dabendorf Helau“ einen guten Ruf erarbeitet und „ertanzt“ hat. Erwähnt seien hier nur das gewichtige Männerballett und die beliebten Gentlemen. Für die Dabendorfer Karnevalisten, die in diesem Jahr am 11.11., 11.11 Uhr, in ihre 49. Saison starten, ist es aber auch Ehrensache, sich an dem jährlich auf dem Dorfanger stattfindenden Sommer- und Schützenfest zu beteiligen. Das gilt auch für die Freiwillige Feuerwehr des Ortes, die in diesem Jahr gebührend mit vielen Gästen ihr 100-jähriges Bestehen feierte und würdiger Gastgeber für die Stadtmeisterschaften im Löschangriff nass  war. 2014 konnte mit Hilfe mehrerer  großzügiger Sponsoren der historische Schriftzug „Spritzenhaus - Gem: Dabendorf“ an der Feuerwache restauriert werden, worauf die Kameraden besonders stolz sind.  Nagelneu dagegen ist der Spielplatz auf dem Dorfanger, der in diesem Jahr eingeweiht worden ist und über den sich die jüngsten Dabendorfer freuen.