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Chronik OT Nächst Neuendorf

Aus der Chronik

+++ Der Ort wurde erstmals in einer Urkunde von 1541 erwähnt. Es gehörte damals zum Amt Zossen, das aus der Herrschaft Zossen hervorgegangen war. 1490 war diese vom brandenburgischen Kurfürsten Johann Cicero gekauft worden. Es gilt in der Literatur als sicher, dass Nächst Neuendorf im Mittelalter zur Herrschaft Zossen gehört hatte. Aufgrund seiner Lage näher an Zossen, dem damaligen Zentrum der Herrschaft Zossen erhielt Neuendorf, zur Unterscheidung von Fernneuendorf den Zusatz Nächst. Dieser Zusatz ist bereits 1569 belegt (Nehist Niendorf). Nach der Dorfstruktur war es ursprünglich ein Sackgassendorf.

+++ Nach dem Erbregister des Amtes Zossen von 1583 hatte das Dorf seit alters zwölf Hufen, die von zehn Bauern und einem Lehnmann bewirtschaftet wurden.

+++ Das Dorf scheint den Dreißigjährigen Krieg besser überstanden zu haben als viele andere Gemeinden der näheren Umgebung. 1652 waren alle Bauernhöfe bis auf einen und auch die zwei Kossätenstellen besetzt. Das Dorf hatte außerdem die Fischereirechte im Dergischower See (heute Horstfelder See genannt). 1718 ging der Lehnschulzenhof mit den drei freigewilligten Hufen in freies Eigentum über. 1745 war dieser Hof in den Besitz des Marquis de Varenne gekommen. Für dasselbe Jahr ist erstmals ein Krug in Nächst Neuendorf bezeugt.

+++ 1755 werden neben den Bauern ein Schneider, der zugleich Schulmeister war, drei Hirten, ein Nachtwächer und ein Krüger genannt. 1801 gab es im Ort 17 Feuerstellen, sprich Haushalte. 1840 gab es 20 Wohnhäuser.1860 zählte man zwei öffentliche Gebäude, 23 Wohnhäuser und 61 Wirtschaftsgebäude einschließlich einer Getreidemühle. Im Jahr 1900 war der Ort auf 27 Wohnhäuser angewachsen, 1931 waren es 57 Wohnhäuser.

+++ 1953 wurde die LPG Typ III  „Einheit“ gegründet. Sie hatte 1955 30 Mitglieder und eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 242 Hektar. Die LPG „Einheit“ wurde 1967 mit der LPG Zossen vereinigt. 1972 wurde sie in die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion Nächst Neuendorf umgewandelt, die landwirtschaftlichen Nutzflächen der LPG's Schünow, Horstfelde, Mellensee und Zossen-Nächst Neuendorf bewirtschaftete. 1960 wurde die GPG „Pionier“ in Nächst Neuendorf gegründet.

+++ Mit der Kreisreform von 1952 in der DDR wurde der Kreis Teltow aufgelöst und Nächst Neuendorf kam zum Kreis Zossen (1990 bis 1993 Landkreis Zossen).

+++ 1992 schloss sich Nächst Neuendorf mit neun anderen Gemeinden und der Stadt Zossen zum (neuen) Amt Zossen zusammen. Im Rahmen der Gemeindereform in Brandenburg wurde Nächst Neuendorf zum 26. Oktober 2003 per Gesetz in die Stadt Zossen eingegliedert und das Amt Zossen aufgelöst. Seitdem ist Nächst Neuendorf ein Ortsteil der Stadt Zossen.

Längst viel mehr als „nur Sumpf und Sand“

Nächst Neuendorf. Als „Nestnyendorff“ wurde der Ort Nächst Neuendorf   erstmals 1541 urkundlich erwähnt. Auf dieses von Heimatforscher Klaus Voeckler in einem Landsteuerregister im Archiv gefundene Datum beriefen sich die Nächst Neuendorfer, als sie 2016 das 475-jährige Bestehen ihres Ortes feierten. Noch heute ist der bunte Festumzug in aller Munde und in dem zum Jubiläum erschienenen Buch „Nicht nur Sumpf und Sand“  ist die Heimatgeschichte für nachfolgende Generationen von Klaus Voeckler festgehalten worden. Dort erfährt man nicht nur, dass Nächst Neuendorf offenbar den Dreißigjährigen Krieg besser überstanden hat als viele andere Dörfer und das Dorf einst Fischereirechte im Dergischower See (heutiges Horstfelde) besaß, sondern auf eine langjährige Gärtnerei-Tradition verweisen kann. So gab es neben der LPG auch eine GPG (Gärtnerische Produktionsgenossenschaft), zu deren Teilbetrieben mehrere Gärtnereien, eine Obstplantage, eine Baumschule sowie eine Pilzzuchtanlage gehörten. Mit ihrer über 100-jährigen Tradition gehört die mehrfach ausgezeichnete Gärtnerei Wosch nicht nur zu den ältesten Gärtnereien im Land Brandenburg, sondern war auch eine der wenigen, die die Wende überlebten. Sie gilt heute als „Magnet für grüne Daumen“ und für die Fortsetzung der Tradition

Das  stolze Alter von nunmehr 478 Jahren sieht man dem an der B 246 liegenden schmucken Zossener Ortsteil mit seinen mehr als 800 Einwohnern nicht an. Das ursprünglich landwirtschaftlich geprägte Dorf hat sich immer weiter entwickelt und herausgeputzt und ist längst weitaus mehr als „nur Sumpf und Sand“. Eine Mischung aus moderner Wohnbebauung und mittelständischen  Gewerbeansiedlungen prägt heute das Bild von Nächst Neuendorf. Die Kita „Aponi“, das sanierte Dorfgemeinschaftshaus in der alten „Käsevilla“  und die repräsentative Feuerwache für die mehr als 100-jährige Wehr  gehören ebenso dazu wie  eben jene über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Gärtnerei, das beliebte Landgasthaus „Zur alten Gärtnerei“, dessen Name ebenfalls an die gärtnerische Tradition des Ortes erinnert, sowie den modernen Seniorenwohnpark „Pro Curand“. Das von Gastwirt Quappe 1905 erbaute massive Gasthaus existiert auch fast 120 Jahre danach noch.  Die Nächst Neuendorfer haben in den zurückliegenden Jahrzehnten viel erlebt: den Brand der alten Bockwindmühle ebenso wie den Absturz eines britischen Bombers im Zweiten Weltkrieg. Aber auch über den Verlust der Eigenständigkeit und die Eingemeindung in die Stadt Zossen 2003 wurde damals heftig diskutiert. Seit seiner Ersterwähnung 1541 gehörte der Ort zum Amt Zossen, das aus der Herrschaft Zossen hervorgegangen war.  Seit 2014 befindet sich im ehemaligen Jugendklub  „Efeu“ das Haus der Vereine der Stadt Zossen,  in dem mehrere kleinere Räume zur Verfügung stehen, die als Büros genutzt werden können. Dazu gibt es zwei weitere größere Räume, die sich für Zusammenkünfte, Vorstandssitzungen und Gesprächsrunden eignen. Für die kleinen Nächst Neuendorfer lädt der Spielplatz hinterm Dorfgemeinschaftshaus zum Spielen und Toben ein. 2010 hatte die Stadt rund 30 000 Euro investiert, um den ein Jahr zuvor aus sicherheitstechnischen Gründen gesperrten alten Platz zu erneuern.    

Heute ist Nächst Neuendorf ein selbstbewusster, engagierter Ortsteil der Stadt Zossen, der sich dank seiner fleißigen Bürger sicher auch in den kommenden Jahren weiter zu seinen Gunsten entwickeln wird. Als tragende Säulen in diesem Prozess werden vom Ortsbeirat neben der Feuerwehr und dessen Förderverein auch der aktive Frauenverein betrachtet. Letzterer beging im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Bestehen.