Header Image

Meldungen

Zurück zur Übersicht

Zossen entging einst nur knapp der Eingemeindung nach Groß-Berlin

Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr „700 Jahre urkundliche Ersterwähnung Zossens“

 Auf großes Interesse stieß die vom Heimatverein „Alter Krug“ und dem Verein „Bildung und Aufklärung in Zossen“ (BAZ) initiierte Auftaktveranstaltung im Jubiläumsjahr „700 Jahre urkundliche Ersterwähnung von Zossen“. Sie fand am 18. Januar 2020 im evangelischen Gemeindesaal in Zossen statt. Karl-Heinz Bannasch vom Geschichtsverein Berlin-Spandau berichtete vor gut 80 Zuhörern in seinem Vortrag, wie und warum es vor 100 Jahren zur Bildung der Einheitsgemeinde Berlin gekommen war und dass dies zu grundlegenden Veränderungen der Strukturen im Umland von Groß-Berlin führte, die auch um Zossen keinen Bogen machten. Allerdings blieb Zossen - anders als viele andere Orte - von einer Eingemeindung verschont.

Nach der offiziellen Begrüßung durch die Vorsitzende des Heimatvereins, Karola Andrae, dankte Bürgermeisterin Wiebke Schwarzweller ihr und Elisabeth Kunkel von BAZ mit herzlichen Worten und Blumen für deren Engagement für die Organisation der Veranstaltungsreihe 2020 anlässlich der urkundlichen Ersterwähnung Zossens vor 700 Jahren. Wie Karola Andrae betonte, werde es jeden Monat eine spezielle Veranstaltung im Rahmen dieses Jubiläums geben. „Alle Termine stehen fest, alle Referenten sind gebucht, alle Räume gemietet.“

Der Historiker Karl-Heinz Bannasch erinnerte in seinem Vortrag daran, dass vor 100 Jahren, am 1. Oktober 1920, Groß-Berlin in der Form wie es heute bekannt ist, gebildet worden ist. Im April 1920 sei das so genannte Groß-Berlin-Gesetz in der verfassungsgebenden Preußischen Landesversammlung verabschiedet. Berlin stand bereits seit Jahren an der Schwelle zur Metropole, ohne diese Funktion wirklich füllen zu können. Die Stadtväter suchten einen Weg, um zur Weltstadt zu werden“, so Bannasch. Mit seiner Entstehung zum 1. Oktober 1920 war Groß-Berlin mit 3,8 Millionen Einwohnern nach London und New York die bevölkerungsreichste und mit 878 Quadratkilometern nach Los Angeles die flächenmäßig größte Gemeinde der Welt. Letztendlich war in einem Radius von 15 bis 20 Kilometer um die alte Berliner Stadtmitte eingemeindet worden, was allerdings laut Karl-Heinz Bannasch lediglich ein Kompromiss war: „Die Forderungen gingen bis zu 50 Kilometer und mehr und dann wäre auch Zossen eingemeindet worden.“ Die Stadt Zossen zählte also nicht mehr zu dem engeren Speckgürtel um Berlin, obwohl - wie der Historiker in seinem Vortrag feststellte - sich gerade seit Einführung der neuen Eisenbahnlinie Berlin-Dresden und mit Gründung der Vorortbahn Zossen-Berlin als günstiges Verkehrsmittel neue Absatzmärkte für Berlin erschlossen. „Zossen erfuhr eine kleinere Industrialisierung - mit der Gründung von Ziegeleibetrieben, aber auch Zement, Kunststein und eine Kalkbrennerei und dann 1919 einer Maschinenfabrik, so blieb Zossen außerhalb Berlins“, so Karl-Heinz Bannasch. Anders der Altkreis Teltow. Er  verlor damals nicht nur neun Zehntel seiner Finanzkraft an Berlin, sondern nochmals durch die vollzogene Bildung Groß-Berlins 25 Gemeinden und 7 Gutsbezirke an die Hauptstadt. 1919 zählte Teltow 537 000 Einwohner, deutlich über eine halbe Million, nach der Schaffung des „neuen Berlins“ waren es nur noch zirka 114 000 Einwohner. „Der langjährige Kampf, den auch andere Kommunen führten, war verloren. Teltows Aderlass war immens. Auch die beiden bedeutenden Landräte von Stubenrauch und von Achenbach konnten die eklatante Verkleinerung ihres Landkreises nicht verhindern“, erklärt Karl-Heinz Bannasch. Wenn er heute die eigentlichen Gründerväter des modernen Berlins zu benennen hätte, würden dem Fachmann drei Männer einfallen: Dr. Hugo Preuß, Dr. Adolf Wermuth und Alexander Dominicus. Sein Fazit: Der besondere Charme durch den einstigen Zusammenschluss vieler unterschiedlicher Städte und Gemeinden ist Berlin bis heute geblieben.

 

Zurück zur Übersicht